Hallo,

Wir haben die letzten zwei Dezemberwochen auf der grossen Insel im Süden verbracht (unterwegs vom 15.12.17 bis 02.01.18). Im Titel steht das Wort "schwierig", weil wir doch über Probleme stolperten, die wir von Italien nicht in diesem Ausmass kannten. Dabei sind wir nicht auf unserer ersten Winterreise in Italien, vgl. z.B.: Sardinien, Rom, Appulien, Gargano. Vor allem der Vergleich mit Sardinien schmerzt etwas. Ich liste diesmal die Problemchen zuerst auf, sie hängen nicht nur mit der schwierigen Saisonwahl zusammen:

  • Viele Menschen, überall, zu jeder Tages- und Nachtzeit und das ohne Touristen. Frei stehend, auch am Ende eines holprigen Feldwegs abseits von allem und man hat sicher Besuch von 4 Autos mit Sonnenuntergangsgucker, 3 Autos ohne Heizung aber mit beschlagenen Scheiben, 2 Jäger, 1 Fischer und 3 bis 10 Autos die einfach kommen und wieder umdrehen. Erklärung: die Insel ist dicht besiedelt, 5x mehr Einwohner als Sardinien.
  • Katastrophaler Strassenzustand abseits der Autobahnen und an den Strassen sieht man die Korruption am klarsten: Brücken ohne Anschluss stehen in der Landschaft, Kreuzungen auf holprigen Landstrassen werden gross mit Unterführung ausgebaut, auf der dann auf den Spuren 2 und 3 das Gras wächst.
  • Die Duschen auf Campingplätzen alle im Freien, Duschwasser eher lauwarm als heiss. Bei 7°C Aussentemperatur und starkem Wind ist das nicht lustig, besonders weil wir nur zum Duschen die seltenen offen Campingplätze ansteuern.
  • Überall Hunde. Die riesige Anzahl an frei herumlaufenden Hunden ist unproblematisch, es sind alle gutmütig (wenn auch ziemlich grosse dabei sind). Ärgerlicher sind die armen eingesperrten Kläffer, die gibt es überall, am Land, am Meer, in der Stadt. Ohropax hilft.
  • Die Gefälligkeiten: Kostenpflichtiger Parkplatz und Shuttlebus für 2 Besucher pro Tag auch wenn es oben beim Eingang einen (natürlich versperrten) grossen Parkplatz gibt. Oder die selbsternannten Parkplatzwächter, gutmütig von den Carabinieri in ihrer "Arbeit" beobachtet.
  • Überall Müll. In Sizilien wird alles irgendwo weggeschmissen, aber auch das Müllsammelsystem funktioniert nicht, Müllhaufen brennen einfach so neben der Strasse.
  • Schwierigkeit Wasser zu finden, im Sommer gibt es grossen Wassermangel, dadurch sind viele Wasserhähne auch im Winter tot.

Sachen die woanders in Italien gleich sind:
  • Von den nur 10 offen Campingplätzen laut deren Webpräsenz sind dann nur 3 wirklich offen.
  • Der Wind an der Küste beutelt den Wagen (stärker als in Sardinien zur selben Zeit).
  • 80% der Tankstellen sind automatisiert, nehmen aber nur maximal EUR20-Scheine und ausschliesslich italienische Bankkarten.
  • Die Ver- und Gebotsschilder, die jeder ignoriert. Das ermöglicht aber auch das Freistehen.
  • Der unglaubliche Diensteifer mancher Beamter bei den Ausgrabungen (ernst gemeint und ironisch: oft musste ich zurück zum Auto wegen einem kleinen Stativ, natürlich gibt es auch eine Haufen Aufpasser, die sich vor allem an der Wintersonne wärmen.

Aber auch positive Punkte:
  • Es ist wärmer als überall sonst zu dieser Zeit in Italien.
  • Die Tempelanlagen und Ausgrabungsstätten sind einmalig und übertreffen meistens jene in Kontinental-Italien, Griechenland und Türkei.
  • Die Siziliander sind immer und überall liebenswürig, keine unangenehme Begegnung.
  • Keine Versorgungsprobleme mit Essen zu den Feiertagen (anderswo ist das schwierig)



So, nach dieser langen Einleitung, zum Photobericht:


Tag 1, 15. Dez., Tirol-Genua

Wir hatten eine Kabine auf der Fährstrecke Genua-Palermo nur für die Hinfahrt reserviert. Unser ursprünglicher plan: Ankunft am Vorabend, Übernachtung in den Bergen vor der Stadt, Besichtigung, Abdampfen am Abend. Doch keine 20 Stunde vor der Abfahrt kommt ein SMS: Abfahrt auf 10h Vormittag am nächsten Tag verschoben (also immer Handy-Nummer angeben, sonst steht man blöd am Hafen herum). Mit dem Camper kein so grosses Problem, aber andere Fahrgäste hatten echt Ärger mit der kurzfristigen Verschiebung.

Abfahrt zu Hause bei einem Wetter zum Verreisen:


Schneefall am Brenner



Ich hatte unter park4night einen ruhigen Platz in den Ligurischen Bergen ausfindig gemacht, weil alles was in Genua nach Stellplatz aussieht, auch immer im Verkehrslärm ist. Nachteil hier oben: -5°C, aber ruhig, 15 Minuten von der Autobahn und 40 Minuten vor Genua.


Unser Trafic bei Grondona



Die Kapelle ums Eck hat ein stillgelegtes Glockenwerk:


Capella Santa Maria Annunziata



Tag 2, 16. Dez., Tag in Genua

Parken in Genua ist ziemlich mühsam, Parkgaragen sind nicht immer hoch genug. Da wir auch die Stadt von oben sehen wollen, peilen wir die Bergstation der Standseilbahn Zecca-Righi an. Oben ist genug Platz, es stehen auch einige Camper hier herum. Ticket-Automat bei der Station, es gibt ein billiges 24h-Ticket für alle Öffis, inkl. Aufzüge und Regionalbahn.


Genua ist vor allem ein Hafen. Unten steht ein Schiff der GNV, es ist aber nicht unseres...


Aussicht von de Righi auf Genua



Die Standseilbahn ist originell. Es gibt im oberen Bereich mehrere Haltestetellen, unten hält man dafür öfters mitten im Tunnel.


Standseilbahn in der Tal-/Stadt-Station Zecca



Wie in Monaco oder Lissabon gibt es hier Aufzüge:


Turm des l'Ascensore di Castelletto Levante und die Altstadt unten



Wir fahren wieder runter und schlendern durch die Altstadt. Hier gibt es ein gutes Geschäft neben den anderen


Mosaik der Torrefazione Fratelli Boasi




Focacceria «Focaccia e...»



Wie in Venedig gab es hier Dogen und somit finden wir noch ihre Paläste:


Palazzo Lamba Doria



Schwarz-weiss-gestreift ist so ziemlich alles mittelalterliche:


Duomo San Lorenzo de Gênes




Kreuzgewölbe im Dom San Lorenzo



Jedes zweite Haus ist ein (ehemaliger) Stadtpalast:


Eingang des Palazzo Giustiniani



Sobald man die Stadt nach Süden verlässt, befindet man sich sofort im Hafengebiet (im ganzen Küstenverlauf der Stadt):


Hafen von Genua und Viadukt der SS1 vor den Häusern



Unterwegs im Porto Vecchio:


Lagerhallen des Porto Antico



Kräne, die nicht mehr benützt werden:


Alte Hafenkräne in Genua




Panorama von Genua vom Porto Antico



Da wir nun wissen, dass wir eine zusätzliche Nacht hier verbringen müssen, gehen wir bei Eataly einkaufen. Das ist eine Art Supermarkt und Restaurant zugleich, wo alle guten Waren Italiens zusammengetragen werden!


Im Eataly Genova



Am Weg zur U-Bahn-Station um zum Leuchtturm hinaus zu gelangen:


Palazzo San Giorgio in Genua



Die üble SS1 vor der Stadt


Viadukt der SS1 verschandelt Genua



Zum Leuchtturm, der mitten im Handelshafen steht, führt eine lange und gewundene Fussgängerbrücke:


Passeggiata della Lanterna



Nach dem Eingang (und dem wertlosen Museum) steht man vor dem grossen Turm:


Westseite der Lanterna di Genova



Man kann nur zur mittleren Ebene hoch, aber das reicht:


Ferry-Hafen von Genua



Das wäre ein Schiff der GNV, aber leider nicht unseres:


Fähre «Fantastic» der GNV in Genua



Von Genua kommt man auch nach Nordafrika:


Überladene Fahrzeuge am Weg in den Maghreb



Der Hafen ist vor allem kommerziell/industriell:


Container in Genua




Kräne, Türme und Kuppeln von Genua



Kurz vor dem Sonnenuntergang und am Rückweg zum Auto kreuzen wir in der Altstadt eine Veranstaltung. Diese wird seit 800 Jahren so abgehalten, dabei überbringt der Bischof dem Dogen (heuter der Bürgmeisterin) eine Liste mit allen nicht erfüllten Versprechungen aus dem Vorjahr.



«Confuoco»




Fahnenwerfen beim «Confuoco»


Cappuccino und Dolci in einem historischen Café


In der Pasticceria Mangini



Anschliessend geht es zurück zum Auto. Wir überlegen kurz, ob wir wie andere Camper bei der Bergstation der Standseilbahn bleiben, aber uns ist hier zu viel Verkehr. Also fahren wir zum Stellplatz des Vortags zurück, auch wenn es etwas weit ist.

[Fortsetzung folgt]