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Gefährlicher Sand
eine wahre Geschichte von Wolfgang G.
Die Stille der Finsternis liegt noch über Pushkar, der heiligen Stadt am See. Nur das leise Wiehern der schönen, weißen Pferde und das Gemurmel der Kamele dringt vom Lagerplatz der Hirten mit ihren Herden bis hierher. Eine, mit einem Schal, verhüllte Gestalt wandelt durch den Sand. Vorsichtigen Schrittes bahnt sie sich einen Weg durch das, mit Dornen behaftete, dürre Gras.
Die Augen bewegen sich flink, nach links und rechts wird Ausschau gehalten. Da muß es doch noch ein Fleckchen geben. Plötzlich ein Leuchten in den Augen des Unbekannten. Mindestens 10 qm² freie Fläche, wohin ihn nur noch ein halb zusammengetretener Stacheldrahtzaun zu kommen hindert. Flugs springt er über den Zaun und ein Fluchen ertönt. Auch hier waren schon einige vor ihm und jemand hat die Spuren ganz leicht mit Sand verdeckt. Zu spät! Der Sand unter seinen Sandalen gibt nach und ein braunes Etwas dringt erbarmungslos zwischen Flip-Flops und seinen Zehen ein. Nur ein gewagter Sprung zur Seite kann ihn noch retten. Aber die Hose, die bereits in den Kniekehlen liegt, verhindert ein grosses Ausweichmanöver. So wird aus dem Sprung nur ein kleiner Schritt und wieder tappt er in eine Falle. Diesmal ist es der rechte Fuß, der auf dem weichen Untergrund einsinkt, den Sand wegdrückt und die darunterliegende Überraschung freigibt.
Die Amöben, die seinen Leib quälen, erlauben aber keine plötzlichen Bewegungen und so entfahren sie mit hohem Druck aus seinem Darm und treffen, durch das Ausweichmanöver gestört, einen Teil seiner Hose. Er resigniert, hockt sich nun ganz nieder und lässt der Natur ihren Lauf. Die Wasserflasche, die der Fremde mit sich hat, ist umgefallen und über die Hälfte des kostbaren Nasses versickert nun im Sand. Er schüttet sich den Rest auf die linke Hand und reinigt sich damit. Als er sich die Hose hinaufzieht, bemerkt er das Missgeschick, welches ihm passierte. Doch die Götter sind mit ihm, denn er hat ja noch seinen Schal, der die Schmach verdeckt. Langsam, mit suchenden Blicken, bewegt er sich wieder auf den Zaun zu, der ihn noch von den Weiten der Wüste trennt. Vorsichtig steigt er über diesen und wirft nochmal einen Blick zurück, auf diesem so seltsam anmutenden Ort.
Keine 5 m hinter dem Zaun steht ein Wohnmobil, wo ein Fremder am Fenster steht und ihm fröhlich zuwinkt. Der Indianer reisst seine Hand zum Gruß empor und grinst zurück, bevor er sich breiten Schrittes in Richtung seines Zeltes bewegt. Morgen, so denkt er sich, werde ich noch vor dem Ausflug in die Wüste ein Räucherstäbchen anzünden, damit mich meine Füsse sicher leiten - über den gefährlichen Sand von Pushkar.
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Diese Geschichte handelt von einem Inder, der sich frühmorgens auf den Weg macht um noch ein freies Platzerl für sein "Geschäft" zu finden. Da sie diese Stelle nicht verdecken, steigen sie in selbige normalerweise nicht hinein.