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Hermes 123
28.08.2014, 10:38
Ein Hallo an alle Fernreise Interessierten!
Wir haben vom 2.Mai bis 23. November die Reise unseres Lebens gemacht. Die Idee zu dieser Reise ("Seidenstraße") hatten meine Frau und ich schon vor 20 Jahren.
2013 war es mit Hilfe von Seabridge dann so weit. Sie führte uns von Wien über die Slowakei, Polen, die Baltischen Staaten, die Russische Föderation, Mongolei, China, Kirgistan, Usbekistan, Turkmenistan in den Iran. Über Armenien, Georgien, Türkei, Bulgarien, Serbien und Ungarn gelangten wir wieder nach Hause. Insgesamt waren es an die 37.000 km und wir haben an die 6.000 Liter Diesel verbrannt. (Fahrzeug siehe Profil). Da wir niemanden langweilen wollen, könnten wir in den nächsten Tagen, natürlich nur wenn Interesse besteht, aus unseren Reisetagebuch ein Excerpt in ~12 Teilen in dieses Forum stellen. Selbstverständlich beantworten wir auch gerne Fragen zu dieser Reise. Eva und Walter
mfG
Hermes 123

vielis
28.08.2014, 11:35
bitte stellt euren bericht ruhig rein, wems interessiert der wirds lesen und die anderen halt nicht ....

Spittelberg
28.08.2014, 12:54
Hallo Eva und Walter!

Bitte unbedingt den Reisebericht einstellen!!!! Uns interessiert jede einzelne Zeile.

Bei uns stehen der Iran, Georgien und Armenien auch ganz weit oben auf der Wunschliste für Reiseziele.
Besonders interessieren uns die Einreisformalitäten für den Iran und wie man zu Diesel im Iran kommt, denn da gibt es doch irgendwelche Reglementierungen.

ewaldiusdererste
28.08.2014, 20:24
Bitte Einstellen. Wie sollte es da langweilig werden ? Gratulation zu dieser Reise

Gerda
28.08.2014, 23:22
Hallo Hermes,

auch mich interessiert die Reise sehr, fliegen in ein paar Wochen in den Iran, hab ein bisschen "Bauchweh" dabei, weil 1. ein Schisshase mit einer latenten Flugangst und 2. wegen der Gewalt die rund um den Iran herrscht, die Bekleidungsvorschriften für Touristinnen na ja damit kann ich leben.

Liebe Grüße
Gerda

Marsi
28.08.2014, 23:42
Ihr habt das gemacht was mein Traum ist.. Bitte einen sehr genauen Reisebericht und Fotos ala ... http://www.myhomeismycar.com/wohnmobilrundgang/index.php denn ich auch sehr bewunder und beneide...

westbahnmichi
29.08.2014, 12:17
Hallo

kann mich meinen vorschreibern nur anschliessen, und sagen rein damit, danke dir schon mal im voraus für deine mühe.

Allesfahrer
29.08.2014, 12:24
Also langweilen wird er mich sicher auch nicht.

Nur her damit und danke dafür.

ulli38
29.08.2014, 15:20
Bin gespannt auf den Bericht, irgendwann haben wir dies auch noch vor. Gehören leider noch zum arbeiteten Volk, da dauert es noch ein wenig

AVS
30.08.2014, 00:44
Reiseberichte sind IMMER willkommen

Cuvac1
30.08.2014, 02:12
Habe gerade eine ähnliche Reise gemacht von Georgien nach Österreich. Meine Eltern hatte eine drei Monatige Kulturreise von Österreich nach Armenien und Georgien gemacht und wollten nicht mehr die Reise nach Österreich machen, so bin ich nach Georgien geflogen und habe in Tiflis das Auto übernommen und bin in drei Tagen zurück nach Österreich gefahren. Die Straße in Georgen waren der reine Horror ein Schlagloch nach dem anderen ein Wunder das es die Federn ausgehalten haben. Die restlichen Länder waren richtig eine Wohltat zu fahren. Aber Irgendwann nehme ich mir auch die Zeit und Besuche auch diese Länder.

Hermes 123
07.09.2014, 19:39
01/12_Auf dem Weg nach Riga!
Hallo, - es geht los!
Inzwischen haben wir schon den halben Weg nach Riga geschafft und uns in Polen einiges angeschaut. Die letzten Tage hatten wir auch mit dem Wetter Glück - Sonnenschein und Wärme! Besonders angetan waren wir von der Holzarchitektur in Kleinpolen. In Krakau haben uns die Touristenmassen überrascht. Heute sind wir den ganzen Tag die Weichsel entlang gefahren, haben den Fluss aber nur selten gesehen. Das einzige, was bisher wirklich nervig war und viel Zeit gekostet hat, sind die unterschiedlichen Bestimmungen bezüglich der Straßengebühren. Das muss man zuerst durchblicken, dann die richtige Stelle finden und dann auch noch bezahlen!


02/12_Ankunft in Riga
Wir sind heute in Riga angekommen und haben hier als erstes eine Unimog Werkstatt aufgesucht, weil der Diesel Feinfilter undicht war - von der Mercedes Werkstatt zu Hause nicht ordentlich eingebaut. Es war aber keine große Affäre. Letzte Nacht hat es heftig geregnet und gewittert. Am Nachmittag gab es wieder Sonnenschein, allerdings ist es nicht sehr warm. Morgen werden wir uns Riga anschauen. Für mich sind Litauen und Lettland landschaftlich nicht sehr schön, da zu flach. Außerdem gibt es viele desolate Gebäude und Fabriken. Die Leute sind freundlich und nett. Am Campingplatz sind schon einige Mitreisende und wir wurden zu Kaffee und Kuchen eingeladen, da ein Paar den 21. Hochzeitstag feierte.
Das war's für heute.

03/12_Moskau
Wir sind am Freitag von Riga abgereist und das scheint schon Lichtjahre her zu sein. Wir fuhren über Estland zur russischen Grenze, die wir in Rekordzeit - 4 Stunden - bewältigten. Die Zöllner waren außerordentlich geduldig und freundlich. Die Wohnmobile wurden bewundert, aber nicht durchsucht. Nach der Grenze erwartete uns Sergej und drückte jedem Rubel zum Tanken, etc. in die Hand. In Pskow führte uns das GPS zum Übernachtungsplatz, wo uns zahllose Gelsen heimsuchten, da er an einem Fluss lag und wo wir mit Wodka begrüßt wurden. Am Samstag besichtigten wir den Kreml von Pskow und den Markt, wo wir uns gleich mit Lebensmittel eindeckten. Nach einer kurzen Mittagspause ging es auf die Weiterreise nach Welikiye Luki - 270km. Dort erwarteten uns das örtliche Fernsehen, viele Jugendliche, die in der Schule deutsch und englisch lernen und ein Vertreter der Stadt. Die Stadtverwaltung stellte sogar nachts einen Wachdienst zur Verfügung. Natürlich wurde es ziemlich spät. Am Sonntag mussten wir früh aufstehen, um die 501 km nach Moskau zu schaffen. Wir brauchten mit wenigen, kurzen Pausen 12 Stunden - 70km Baustelle, das bedeutete Maximalgeschwindigkeit zwischen 20 und 40km/h und dann Stau in der 14 Millionen Metropole. Wir sammelten uns 30km vor der Stadt und fuhren dann im Konvoi zum Campingplatz. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass das klappen kann und keiner verloren geht. Der Campingplatz liegt in einem großen Park und ist nicht irgendwie abgegrenzt. Natürlich gab es auch hier wieder zur Begrüßung Wodka. Außerdem haben wir nun auch eine russische Reiseleiterin dabei und einen Mechaniker. Das lässt für die nächsten paar tausend Kilometer nichts Gutes erwarten. Den heutigen, freien Tag nutzten wir für nötige Arbeiten und zum Ausruhen. Übrigens, dank Uschi, einer Mitreisenden, gibt es täglich Morgensport. Ist das nicht super? Morgen und übermorgen werden wir Moskau besichtigen. Ihr seht, alles Bestens im fernen Osten, nein Norden.

Fortsetzung folgt

Hermes 123
09.09.2014, 16:16
04/12_Kazan, die Hauptstadt von Tatarstan
Moskau ist schon wieder Geschichte. Leider hatten wir kein besonders gutes Wetter. Es gab immer wieder heftige Gewitter, aber es hat uns trotzdem sehr beeindruckt. Wir sind inzwischen ca. 2000 km auf Russlands Straßen gefahren und finden, dass die russischen Autofahrer und die Polizei wesentlich besser sind, als ihr Ruf. Es läuft alles einigermaßen zivilisiert ab. Allerdings eröffnen die Russen rechts immer noch eine neue Spur, auch wenn da überhaupt keine Straße mehr vorhanden ist. Da wird dann manchmal ein Auto beschädigt, weil es einfach keinen Platz mehr hat. Also rechts vorfahren geht für Russen immer. In Russland sind 0,0 Promille. Daran halten sich aber, so glaube ich, hauptsächlich die Ausländer. Von Moskau ging es weiter nach Suzdal, einer kleinen Stadt, die zum Goldenen Ring gehört. Hier gibt es zahllose Kirchen und Klöster, einen Kreml und ein sehr schönes Freilichtmuseum für alte Holzarchitektur. Außerdem überraschte uns die Stadt mit einem Campingplatz mit europäischem Standard (und Waschmaschine). Leider hatten wir auch hier schlechtes Wetter. Weiter ging die Reise über Nizhniy Novgorod, wo wir in einem Sportstadion übernachteten. Die nächste Stadt war Tscheboksary, die Hauptstadt der autonomen Republik Tschuwaschien. Hier campierten wir direkt vor der Staatsoper, wo wir die Abendvorstellung besuchten. Wir hörten Eugen Onigin. Natürlich haben wir auch die Stadt besichtigt, die direkt an der Wolga liegt. Die Tschuwaschen sind berühmt für ihre Stickereien und hört: hier sticken auch die Männer. Gestern und heute waren wir dann in Kazan, der Hauptstadt von Tartarstan, einer modernen, multikulturellen Stadt. Morgen starten wir nach Izhewsk. Übrigens seit gestern haben wir schönes Wetter mit 25°C.

05/12_Wieder in Irkutzk
Seit meinem letzten Bericht ist einige Zeit vergangen. Es gibt immer wieder Probleme mit dem Internet. Manchmal funktioniert es an den unmöglichsten Orten, aber meist ist es elendiglich langsam oder geht gar nicht. Wir sind inzwischen durch Sibirien gereist, haben viele Städte besucht, noch mehr Landschaft gesehen, unzählige Gelsen (Schnaken) erschlagen, ausschließlich nette Menschen getroffen und 7 Stunden durch die Zeitverschiebung verloren. Vom Wesentlichen will ich euch nun berichten. Von Kasan ging es über Izhewsk nach Kungur, wo wir die Eishöhlen besuchten. In Jalym, einem kleinen Dorf in der Taiga, wurden wir von der örtlichen Bevölkerung eingeladen. Es gab typisch russische Köstlichkeiten. Die Frauen müssen Stunden gekocht haben. Außerdem erfuhren wir einiges über das schwierige Leben in ländlichen Gebieten. Die Leute hier sind arm, aber mit dem Wenigen zufrieden und glücklich. Die Frauen haben für uns Volkslieder gesungen. Das ging unter die Haut. Ein unvergesslicher Abend, der mein Bild von Russland ordentlich durcheinander brachte. In Jekaterinenburg gab es wieder die übliche Stadtbesichtigung. Hier liegt die Grenze zwischen Europa und Asien und danach beginnt Sibirien. Übrigens der Ural ist kein Gebirge, von dem aus man ins Land blicken kann. Da sind ein paar Hügel, die man gar nicht bemerkt. In Tjumen, unserem nächsten Standort genossen wir die heißen Quellen, allerdings „auf russisch“. Das heißt, alles ist ein wenig verkommen und kaputt und natürlich auch nicht ganz sauber. Dafür bekommt man eine Einführung in russisches Camperleben. Die Leute übernachten in einfachen Zelten, obwohl die Temperaturen nachts stark fallen. Da muss man halt abends Wodka trinken. In Krutinka übernachteten wir sehr idyllisch auf einer Wiese mit Bach und Birkenhain. Die Idylle verflog, sobald man das Auto verließ. Es machten sich Schwärme von Gelsen über einen her. Da nützte nur mehr die Flucht ins Womo. Mit Omsk erreichten wir die nächste große sibirische Stadt. In diesen Städten, die einander sehr ähnlich sind, gibt es alles bis hin zu Ikea. Es wird überall viel gebaut. Neben modernen Hochhäusern findet man aber heruntergekommene Plattenbauten aus der Sowjetzeit. In Omsk nächtigten wir in einem Sportstadion, wo uns abends mehrere Russen besuchen kamen und teilweise bei unserer Sportstunde mitmachten. Nächste Station war Nobosibirsk. Hier machten Walter und ich uns erstmalig selbständig und besuchten das Birkenleder Museum. Unglaublich was man aus Birkenrinde alles herstellen kann. Wir erhielten eine Führung in russischer Sprache und haben, ich weiß nicht wie, doch einiges verstanden. Abends gab es ein gemeinsames Essen, wo ausgelassen gefeiert wurde. Von der Besichtigung ist mir hauptsächlich der große Bahnhof in Erinnerung (transsibirische Eisenbahn). Marinsk ist deshalb erwähnenswert, weil wir am Stadtplatz übernachteten, die ganze Nacht von einer Polizistengruppe bewacht. Außerdem berichtete uns ein junger Polizist über die Verhältnisse und Umstrukturierungen bei der russischen Verkehrspolizei. Warum wir in Marinsk so bewacht wurden ist ungewiss, notwendig war es sicher nicht. Nächste Station war Krasnojarsk, wo wir bei einem großen Sportstadion auf einer Insel im Jenissei standen. Am Abend wurde gegrillt und nach und nach fand sich der Großteil der Gruppe bei uns ein. Die Tafel wurde immer länger. Da Walter und ich am nächsten Tag Servicearbeiten am und im Auto durchführten, besichtigten wir die Stadt im Alleingang. In Kansk nächtigten wir oberhalb des Ortes in freier Natur. Leider war der Platz ein wenig zugemüllt. Wir feierten Ullas Geburtstag mit einem Umtrunk. Auch in Uk standen wir wieder auf einem Hügel oberhalb der Ortschaft. Wir bekamen Besuch von der Polizei. Zuerst von dem Dorfpolizisten, dann auch von seinem Vorgesetzten mit Familie. Es handelte sich um Buriaten und sie brachten als besonderes Gastgeschenk rohe Hammelleber mit. Natürlich durfte auch der Wodka nicht fehlen. Es wurde ein schöner Abend mit gastfreundlichen Menschen und wir erfuhren viel Neues. Als es am Morgen zu regnen begann, verlassen alle fluchtartig das Areal, um nach Irkutzk weiter zu fahren. Von hier aus fuhren wir an den Baikalsee und auf die Insel Olchon. Die Überfahrt mit der Fähre war wegen der langen Wartezeiten zwar mühsam, aber der Aufwand lohnte sich . Der Stellplatz war sensationell! Wir standen auf den Klippen und wohin der Blick sich richtete, war nichts als wunderschöne Landschaft. Das Wetter war herrlich. Wir machten einen Bootsausflug, eine Fahrt zum Hauptort der Insel, ein großes Geburtstagsfest, erhielten von einem Schamanen eine Einführung in seine Tätigkeit, hatten ein buriatisches Hammelessen, gingen in die am Strand errichtete Sauna und in den 8 Grad kalten See und hatten einen freien Tag. Leider verkühlte sich Walter und bekam Fieber. Ich war schon in Irkutzk beim Zahnarzt gewesen. Mir war die Brücke herausgefallen und da hatte sich etwas entzündet. Trotz Antibiotika wurde es nicht besser. Also musste ich gestern auf der Rückfahrt neuerlich zum Zahnarzt und bekam 2 Zähne gezogen. Die russischen Methoden sind härter und schmerzhafter, aber ich hoffe in ein paar Tagen ist alles wieder in Ordnung. Da das Wetter nicht gut war, regnerisch und saukalt, sind wir in Irkutzk geblieben und lassen einen Programmpunkt aus. Diesem Umstand habt ihr den langen, überfälligen Bericht zu verdanken. In ein, zwei Tagen bin ich wieder topfit und weiter geht die Reise nach Ulan Ude.

Fortsetzung folgt.....

Hermes 123
09.09.2014, 16:17
04/12_Kazan, die Hauptstadt von Tatarstan
Moskau ist schon wieder Geschichte. Leider hatten wir kein besonders gutes Wetter. Es gab immer wieder heftige Gewitter, aber es hat uns trotzdem sehr beeindruckt. Wir sind inzwischen ca. 2000 km auf Russlands Straßen gefahren und finden, dass die russischen Autofahrer und die Polizei wesentlich besser sind, als ihr Ruf. Es läuft alles einigermaßen zivilisiert ab. Allerdings eröffnen die Russen rechts immer noch eine neue Spur, auch wenn da überhaupt keine Straße mehr vorhanden ist. Da wird dann manchmal ein Auto beschädigt, weil es einfach keinen Platz mehr hat. Also rechts vorfahren geht für Russen immer. In Russland sind 0,0 Promille. Daran halten sich aber, so glaube ich, hauptsächlich die Ausländer. Von Moskau ging es weiter nach Suzdal, einer kleinen Stadt, die zum Goldenen Ring gehört. Hier gibt es zahllose Kirchen und Klöster, einen Kreml und ein sehr schönes Freilichtmuseum für alte Holzarchitektur. Außerdem überraschte uns die Stadt mit einem Campingplatz mit europäischem Standard (und Waschmaschine). Leider hatten wir auch hier schlechtes Wetter. Weiter ging die Reise über Nizhniy Novgorod, wo wir in einem Sportstadion übernachteten. Die nächste Stadt war Tscheboksary, die Hauptstadt der autonomen Republik Tschuwaschien. Hier campierten wir direkt vor der Staatsoper, wo wir die Abendvorstellung besuchten. Wir hörten Eugen Onigin. Natürlich haben wir auch die Stadt besichtigt, die direkt an der Wolga liegt. Die Tschuwaschen sind berühmt für ihre Stickereien und hört: hier sticken auch die Männer. Gestern und heute waren wir dann in Kazan, der Hauptstadt von Tartarstan, einer modernen, multikulturellen Stadt. Morgen starten wir nach Izhewsk. Übrigens seit gestern haben wir schönes Wetter mit 25°C.

05/12_Wieder in Irkutzk
Seit meinem letzten Bericht ist einige Zeit vergangen. Es gibt immer wieder Probleme mit dem Internet. Manchmal funktioniert es an den unmöglichsten Orten, aber meist ist es elendiglich langsam oder geht gar nicht. Wir sind inzwischen durch Sibirien gereist, haben viele Städte besucht, noch mehr Landschaft gesehen, unzählige Gelsen (Schnaken) erschlagen, ausschließlich nette Menschen getroffen und 7 Stunden durch die Zeitverschiebung verloren. Vom Wesentlichen will ich euch nun berichten. Von Kasan ging es über Izhewsk nach Kungur, wo wir die Eishöhlen besuchten. In Jalym, einem kleinen Dorf in der Taiga, wurden wir von der örtlichen Bevölkerung eingeladen. Es gab typisch russische Köstlichkeiten. Die Frauen müssen Stunden gekocht haben. Außerdem erfuhren wir einiges über das schwierige Leben in ländlichen Gebieten. Die Leute hier sind arm, aber mit dem Wenigen zufrieden und glücklich. Die Frauen haben für uns Volkslieder gesungen. Das ging unter die Haut. Ein unvergesslicher Abend, der mein Bild von Russland ordentlich durcheinander brachte. In Jekaterinenburg gab es wieder die übliche Stadtbesichtigung. Hier liegt die Grenze zwischen Europa und Asien und danach beginnt Sibirien. Übrigens der Ural ist kein Gebirge, von dem aus man ins Land blicken kann. Da sind ein paar Hügel, die man gar nicht bemerkt. In Tjumen, unserem nächsten Standort genossen wir die heißen Quellen, allerdings „auf russisch“. Das heißt, alles ist ein wenig verkommen und kaputt und natürlich auch nicht ganz sauber. Dafür bekommt man eine Einführung in russisches Camperleben. Die Leute übernachten in einfachen Zelten, obwohl die Temperaturen nachts stark fallen. Da muss man halt abends Wodka trinken. In Krutinka übernachteten wir sehr idyllisch auf einer Wiese mit Bach und Birkenhain. Die Idylle verflog, sobald man das Auto verließ. Es machten sich Schwärme von Gelsen über einen her. Da nützte nur mehr die Flucht ins Womo. Mit Omsk erreichten wir die nächste große sibirische Stadt. In diesen Städten, die einander sehr ähnlich sind, gibt es alles bis hin zu Ikea. Es wird überall viel gebaut. Neben modernen Hochhäusern findet man aber heruntergekommene Plattenbauten aus der Sowjetzeit. In Omsk nächtigten wir in einem Sportstadion, wo uns abends mehrere Russen besuchen kamen und teilweise bei unserer Sportstunde mitmachten. Nächste Station war Nobosibirsk. Hier machten Walter und ich uns erstmalig selbständig und besuchten das Birkenleder Museum. Unglaublich was man aus Birkenrinde alles herstellen kann. Wir erhielten eine Führung in russischer Sprache und haben, ich weiß nicht wie, doch einiges verstanden. Abends gab es ein gemeinsames Essen, wo ausgelassen gefeiert wurde. Von der Besichtigung ist mir hauptsächlich der große Bahnhof in Erinnerung (transsibirische Eisenbahn). Marinsk ist deshalb erwähnenswert, weil wir am Stadtplatz übernachteten, die ganze Nacht von einer Polizistengruppe bewacht. Außerdem berichtete uns ein junger Polizist über die Verhältnisse und Umstrukturierungen bei der russischen Verkehrspolizei. Warum wir in Marinsk so bewacht wurden ist ungewiss, notwendig war es sicher nicht. Nächste Station war Krasnojarsk, wo wir bei einem großen Sportstadion auf einer Insel im Jenissei standen. Am Abend wurde gegrillt und nach und nach fand sich der Großteil der Gruppe bei uns ein. Die Tafel wurde immer länger. Da Walter und ich am nächsten Tag Servicearbeiten am und im Auto durchführten, besichtigten wir die Stadt im Alleingang. In Kansk nächtigten wir oberhalb des Ortes in freier Natur. Leider war der Platz ein wenig zugemüllt. Wir feierten Ullas Geburtstag mit einem Umtrunk. Auch in Uk standen wir wieder auf einem Hügel oberhalb der Ortschaft. Wir bekamen Besuch von der Polizei. Zuerst von dem Dorfpolizisten, dann auch von seinem Vorgesetzten mit Familie. Es handelte sich um Buriaten und sie brachten als besonderes Gastgeschenk rohe Hammelleber mit. Natürlich durfte auch der Wodka nicht fehlen. Es wurde ein schöner Abend mit gastfreundlichen Menschen und wir erfuhren viel Neues. Als es am Morgen zu regnen begann, verlassen alle fluchtartig das Areal, um nach Irkutzk weiter zu fahren. Von hier aus fuhren wir an den Baikalsee und auf die Insel Olchon. Die Überfahrt mit der Fähre war wegen der langen Wartezeiten zwar mühsam, aber der Aufwand lohnte sich . Der Stellplatz war sensationell! Wir standen auf den Klippen und wohin der Blick sich richtete, war nichts als wunderschöne Landschaft. Das Wetter war herrlich. Wir machten einen Bootsausflug, eine Fahrt zum Hauptort der Insel, ein großes Geburtstagsfest, erhielten von einem Schamanen eine Einführung in seine Tätigkeit, hatten ein buriatisches Hammelessen, gingen in die am Strand errichtete Sauna und in den 8 Grad kalten See und hatten einen freien Tag. Leider verkühlte sich Walter und bekam Fieber. Ich war schon in Irkutzk beim Zahnarzt gewesen. Mir war die Brücke herausgefallen und da hatte sich etwas entzündet. Trotz Antibiotika wurde es nicht besser. Also musste ich gestern auf der Rückfahrt neuerlich zum Zahnarzt und bekam 2 Zähne gezogen. Die russischen Methoden sind härter und schmerzhafter, aber ich hoffe in ein paar Tagen ist alles wieder in Ordnung. Da das Wetter nicht gut war, regnerisch und saukalt, sind wir in Irkutzk geblieben und lassen einen Programmpunkt aus. Diesem Umstand habt ihr den langen, überfälligen Bericht zu verdanken. In ein, zwei Tagen bin ich wieder topfit und weiter geht die Reise nach Ulan Ude.

Fortsetzung folgt.....

Hermes 123
12.09.2014, 11:01
06/12_Ulaan Bator

Inzwischen sind wir schon einige Zeit in der Mongolei und von dem Land, seiner Schönheit und Einsamkeit begeistert. Aber ich will chronologisch vorgehen. Von Irkutzk fuhren wir weiter den Baikalsee entlang bis zum Selenge Delta. Wir blieben dann 2Tage in Ulan Ude, einer sehr lebendigen Stadt und besichtigten dort das älteste buddhistische Kloster auf russischen Boden. Die Buriaten sind fast alle Buddhisten. Der Grenzübertritt in die Mongolei dauerte 7 Stunden, obwohl nichts los war. Die Mongolen drängten sich rücksichtslos vor, aber Walter ließ das nicht immer zu. Der Unimog ist ja groß! Der erste Standplatz in der Mongolei war so schön, dass wir am liebsten mehrere Tage geblieben wären. Die mongolische Steppe ist weit, mit riesigen Viehherden -Ziegen, Schafe, Pferde, Kühe, Kamele -und immer wieder Jurten. Dörfer in unserem Sinn gibt es kaum, dafür weite Flächen, sanfte Hügelketten, richtige Berge, manchmal Wälder, manchmal Sanddünen und wenige Menschen. Die Straßen sind unterschiedlich, manchmal schrecklich schlecht, aber fast immer eine Schaukelei. Natürlich waren wir auch off road unterwegs. Wir waren in einem Naturschutzgebiet. Die Blumenpracht war überwältigend und wir haben auch die mongolischen Wildpferde gesehen. Beeindruckend war auch ein Konzert mit mongolischen Instrumenten und Obertongesang. Jetzt steht uns noch das Naadam Fest bevor. Gestern haben wir den Aufbau einer Jurte beobachtet. Übrigens, die Mongolen fahren wie die Henker. Walter meint sie haben den Sprung vom Pferd zum Auto noch nicht ganz geschafft. Den heutigen Bericht habt ihr Mercedes zu verdanken. Der Hermes bekommt ein Service, nach ca. 12000 Kilometern und bei Mercedes gibt es Internet und ich muss eh warten. Walter ist gerade gekommen. Der Hermes ist gesund, wir auch und die Erlebnisse sind vielfältig und wunderbar

07/12_Peking

Jetzt muss ich erst einmal gedanklich zurück nach Ulaan Bator. Da haben wir zuerst einmal an der Inaugurationsfeier des Präsidenten teilgenommen. Ein Riesenspektakel mit Militärparade und Feuerwerk. Schön waren die vielen in Trachten gekleideten Menschen anzuschauen. Ein Vorgeschmack auf das Naadam Fest am nächsten Tag, bei dem die ganzen Einwohner der Mongolei unterwegs zu sein scheinen. Wir hatten Sitzplätze für die Eröffnung im großen Stadion gemeinsam mit ca. 10000 anderen. Bei den Mongolen war das ein besonderes Erlebnis, da sie Weltmeister im Drängen sind und diesbezüglich keinerlei Berührungsängste zeigen. Wir sahen verschiedene Volkstänze, Reiterkunststücke, hörten Obertongesang und traditionelle Musik und die Eröffnungsrede des Präsidenten. Nach dem Einmarsch der Ringer wanderten wir ab zu den Bogenschützen. Dort lebte man als Zuschauer gefährlich, da es keine Sicherheitsvorkehrungen gab. Am Abend besuchten wir noch eine Vorstellung im Theater. Hier gab es mongolische Schmankerln: Tanz, Musik und Akrobatik. Nach Ulaan Bator sollten wir in einen Nationalpark fahren, aber das Wetter war so schlecht, dass die Pisten grundlos wurden. Mehrere aus der Gruppe blieben mit ihren Autos stecken. Da stieg die Angst vor der Gobi! Bei der Wüstendurchquerung hatten wir aber wieder schönes Wetter und alles war halb so wild. Zum Großteil gibt es inzwischen eine Straße, die allerdings noch nicht fertig ist, wo man dann halt ohne Asphalt fährt. Die letzten 100 Kilometer vor der chinesischen Grenze sind dann wirklich nur Piste, wo man mit Richtungsnavigation sich selbst den besten Weg suchen muss. Das war für uns eine neue Erfahrung, aber für den Unimog natürlich kein Problem. Der Grenzübertritt dauerte wieder Stunden, wobei man sagen muss, dass die Chinesen rasch und effizient waren. In Erenhot, dem chinesischen Grenzort, mussten wir dann im Zollhof warten, bis die Genehmigung zur Einfuhr der Autos kam(1,5 Tage). Der Unterschied zwischen diesseits und jenseits der Grenze könnte größer nicht sein. Erenhot hat südosteuropäischen Standart, die Mongolen liegen 100 Jahre zurück. Unsere erste Lektion über China lernten wir bereits hier: in China stinkt es!!! Die Düfte sind unterschiedlich: Kohle, Müll, Abwasser, Abgase, und und und. Zuerst bereisten wir die autonome Republik Innere Mongolei. Die Landschaft wurde langsam wieder grüner und die ersten Städte waren zu durchfahren. Ein Abenteuer für sich. Das Navi funktioniert in China nicht wirklich, die Chinesen fahren zwar langsam, aber völlig ohne Regeln und um für Wohnmobilfahrer noch eins draufzusetzen, gibt es in den Städten Höhenbegrenzungen, die immer dann auftauchen, wenn man gerade wieder weiß, in welche Richtung man muss. Dazu muss man auch noch wissen, dass chinesische Städte richtig groß sind. Bis 100000 Einwohner spricht man in China von einem Dorf. Vor Chifeng hatten Unwetter mehrere Brücken weggerissen, da waren wir auch wieder froh über unseren hochbeinigen Hermes. Auf der Fahrt nach Chengde leitete uns das Navi falsch und wir fuhren ca. 80 Kilometer chinesische Baustelle. Wir haben gedacht das Auto fällt auseinander. Im Schritttempo quälten wir uns durch so manches Bachbett, über tiefe Löcher, über Krater, etc. Wir brauchten für die Baustellenstrecke 7 Stunden und kamen für die letzten 50 Kilometer in die Finsternis. Fahren in der Dunkelheit ist hier zu Lande auch kein Hit, da viele Fahrzeuge keine Beleuchtung haben, oder die Scheinwerfer falsch eingestellt sind, oder sie nicht abblenden können oder wollen, oder.....Wir saßen an diesem Tag 11 Stunden ununterbrochen, ohne Pause im Auto. In China muss man nämlich am Abend am von der Polizei angegebenen Ort ankommen. Wir wollten nicht als erste ausprobieren, was passiert, wenn das nicht gelingt. Unsere Reisegenossen erwarteten uns mit Getränken und Essen, sodass wir anschließend nur mehr ins Bett fallen mussten. In Chengde besichtigten wir am nächsten Tag eine riesige Tempelanlage - heute Museum - und ein Kloster mit einer 22 m hohen Statue. Chengde liegt in den Bergen. Es ist alles grün und langsam wird es auch richtig heiß. Weiter ging die Fahrt dann ans Gelbe Meer, den östlichsten Punkt unserer Reise. Wir nahmen, nach unserer Eskapade, die Autobahn und waren begeistert über die gute Straße. Am Weg trafen wir das erste Mal auf die Große Mauer. Am Gelben Meer war es sehr heiß, deshalb gingen wir auch ins Wasser, das aber nicht sehr sauber war. Wir hatten hier einen Rasttag, den alle sehr genossen. Dann ging's weiter nach Peking. Die Einfahrt erfolgte im Konvoi, und ich war begeistert, wie gut das klappt. 20 Wohnmobile, das war schon eine Attraktion. Hier sind wir sehr zentral in einem Hotel untergebracht und die Autos stehen auf dem Parkplatz. Vorgestern und heute ist es trüb, feucht und heiß. Wir haben den Himmelspalast, den Platz des Himmlischen Friedens und die Verbotene Stadt besichtigt. Die Menschenmassen hauen einen um. Dazu kommt die feuchte Hitze. Da macht Besichtigen nicht richtig Spaß. Gestern war das Wetter schön. Wir waren bei den olympischen Spielstätten, beim Sommerpalast und bei der Großen Mauer, haben wieder heftig geschwitzt, es war aber trotzdem toll. Außerdem war Walter in der Pekingoper und ich in einer Akrobatik Show, beides großartig. Heute habe ich gestreikt und Walter ist zum Meeresfrüchtemarkt und zum Einkaufen unterwegs. Ich habe mich ausgeruht und bin 2 Stunden durch enge Gässchen und in einer Einkaufsstraße ohne Touristen gewesen. War sehr erholsam und spannend. Meinem Streik, habt ihr auch den Bericht zu verdanken. Ab morgen sind wir wieder auf Achse, noch geschätzte 8000 Kilometer durch China, aber schon auf dem Rückweg.

Hermes 123
24.09.2014, 16:08
Hallo!
Da ist mir leider 04/12 und 05/12 doppelt hineingerutscht - sorry. Vielleicht kann es der Administrator löschen. Danke

08/12_Turfan, Taklamakan
Peking liegt schon lange zurück und es wird höchste Zeit sich wieder einmal mit einem Bericht zu melden. Zuerst einmal einige Ideen zu China, die natürlich nur unser eigenes Erleben wiedergeben. Auf der Reise von Ost nach West haben wir nur freundliche, neugierige Menschen kennen gelernt, die sich selbst über eine Ansichtskarte mit unserer Reiseroute freuen können. Wenn sie in Massen auftreten, wird ihre Neugier mühsam, denn sie haben keine Hemmungen, den Kopf um 6 Uhr morgens beim Womo Fenster hereinzustecken oder unsere Behausung zu entern. Da muss man manchmal richtig Einspruch erheben. Der Hermes und seine Bewohner werden andauernd fotografiert. Daran gewöhnt man sich im Allgemeinen, nicht aber wenn es auf der Autobahn passiert, der Chinese überholt, dann vor uns wieder einschert, auf die Bremse springt, um uns fotografieren und winken zu können oder gefühlte 5 Minuten auf der Überholspur neben uns her fährt, und fast aus dem Fenster fällt, um seine Bilder zu machen, während andere ungeduldigere Zeitgenossen uns auf dem Pannenstreifen überholen. Der Verkehr und die Fahrweise sind ein eigenes Kapitel. Chinesen machen alles was verboten ist und schauen nie! Sie regen sich allerdings auch nicht auf, wenn wir auf einer verkehrsreichen, sechsspurigen Straße auf die Idee kommen umzudrehen, weil wir falsch gefahren sind. In den Städten und auch bei einigen Etappen war das Verkehrsaufkommen sehr groß und wir standen Stunden im Stau. Meist ist aber nicht so viel Verkehr und die Straßen sind in der Regel sehr gut. Das chinesische Essen schmeckt hervorragend, wenn es sich um die Hauptmahlzeiten handelt. Schwieriger ist das Einkaufen für eine Jause oder für den Abend. Das Brot ist fast immer süß, Käse schmeckt nach Erdbeerkaugummi, Butter gibt es nicht, Wurst ist süßlich, Mineralwasser auch. Für uns sind das gustatorische Entgleisungen. Bei den Sehenswürdigkeiten sind überall Massen von inländischen Touristen. Englische Zurückhaltung und Ordnung ist den Chinesen fremd, d.h. es gibt ein Geschiebe und Geremple. Gewöhnungsbedürftig sind auch das Spucken und die für unsere Begriffe nicht vorhandenen Tischsitten. So, genug erzählt, nun werde ich chronologisch fortfahren.
Von Peking aus ging es über Zhengding nach Pingyao, wo die historisch gewachsene Altstadt noch erhalten ist. Hier gibt es die einzige vollständig erhaltene Stadtmauer aus der Mingzeit und viele alte Hofhäuser. Man fühlt sich um Jahrhunderte zurück versetzt. In Luoyang standen wir mit unseren Wohnmobilen direkt am Ufer des Yi, einem Nebenfluss des Gelben Flusses. Die Fahrt hierher führte uns durch ein Gebirge mit unzähligen Schluchten. Die Autobahn bestand fast nur aus Tunnels und Brücken. Wir besichtigten die Longmen Grotten, Felswände mit vielen Höhlen und unzähligen Buddhastatuen in allen Größen. Leider war es sehr heiß, so um die 40 Grad. Da ist besichtigen eine mühsame Sache, zumal wenn man in der Sonne über Treppen die Felswände bergauf und bergab marschieren muss. Bei großer Hitze ging's weiter nach Xian. Die Einfahrt in die 7 Millionen Stadt zum Hotel erfolgte im Konvoi. Wir wurden von einer Tanzgruppe begrüßt und mussten einige Reden über uns ergehen lassen, ehe wir aufs Zimmer durften. Xian war für mich die schönste chinesische Stadt. Es hat eine schöne Altstadt, die umgeben ist von einer Stadtmauer, viele schöne Pagoden und alte Häuser und einen sehr ursprünglichen Nachtmarkt. Als moderne Draufgabe gab es nächtens Wasserspiele mit Musik, ihr glaubt es nicht, u.a. von Mozart und Strauss! Natürlich haben wir auch die weltberühmte Terrakotta Armee besichtigt und waren begeistert und überwältigt von der Größe des Geländes. Walter hat viele, viele Fotos gemacht. Wir fuhren die nächsten Tage durch dichtest besiedelte Gebiete und zwar über Pingliang und Weiyuan nach Xiahe. Hier liegt das Kloster Labrang, das einzige alte, erhaltene buddhistische Kloster. Es liegt in einer Höhe von 3200 m und nicht nur wir, sondern auch der Hermes hatten mit der Höhenluft und den starken Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht zu kämpfen (letzterer stieß extreme Rauchwolken beim Starten aus). Labrang ist sehr touristisch. Man bemerkt nichts von Ruhe und Einkehr und in den Tempeln stinkt es schrecklich. Die Menschen schauen ganz anders aus, denn hier leben hauptsächlich Tibeter. Auf den Hochalmen grasen Schafe, Ziegen und Yakks. Am nächsten Tag fuhren wir über die Berge nach Huangzhong. Diese Strecke war landschaftlich fantastisch und wir waren begeistert, obwohl die Straße teilweise schlecht und die Tagesetappe sehr lang war. Die Schäden von unmittelbar vorangegangenen Unwettern wurden noch behoben-mit vielen Arbeitern, Schaufeln und Besen! Das unterschiedliche Farbenspiel des Gesteins, die bizarren Berggipfel, die kleinen Dörfer, wo auf der Straße das Korn gedroschen wird, bleiben unvergessen. In Huangzhong besichtigten wir das Kum Bum Kloster. Hier gab es noch mehr Touristen, sodass wir die Besichtigung relativ kurz hielten. Auf der Weiterfahrt zum Qinghai See verfuhren sich fast alle, so auch wir. Wir machten einen unfreiwilligen Abstecher zu einem Stausee in den Bergen. Das Navi funktionierte nicht immer und wenn man einmal falsch gefahren ist, wird es schwierig, denn man kann nichts lesen und nichts erfragen. Schließlich fanden wir aber doch auf die richtige Route zurück. Der See liegt auf 3200 m, ist riesig groß und bei den Einheimischen sehr beliebt. Für die Tibeter ist er heilig, daher gibt es viele Walfahrer. Sie sind meist mit dem Rad unterwegs und strampeln in dieser Höhe bei starkem Wind und ewigem Auf und Ab durch die Gegend. Dann gibt es noch welche, die zu Fuß unterwegs sind und sich alle paar Meter auf die Straße werfen ohne Rücksicht auf den Verkehr. Wir standen mit unseren Autos direkt am See. Am nächsten Morgen wurde Walter von der ganzen Truppe mit einem Konzert überrascht, weil er Geburtstag hat. Da gab es nicht nur das übliche Geburtstagsständchen, nein es wurde das Womo umringt und Lärm gemacht mit allem was man so finden kann, wie Wasserflaschen, Kochtöpfen, Schläuchen, Steine, etc. Heute ging die Fahrt über Pässe, die über 3700 m hoch sind und durch ein Kohleabbaugebiet. Über die Pässe war die Straße nicht asphaltiert und so verloren wir durch das ewige Gerüttelt die Kiste mit den Kabeln und Steckern und dem Equipment für die Druckluft. Wir fuhren sogar ein Stück zurück, aber es war nichts mehr zu finden. Der heutige Standplatz lag auf einer Hochalm umrahmt von hohen Bergen, wieder über 3000 m hoch. Hier feierten wir Walters Geburtstag und es war ein unvergessliches Fest. Obwohl es abends, sobald die Sonne weggeht kalt wurde, harrten wir bis 23 Uhr aus. Wohl auch, weil wir auf die Armen warteten, deren Autos Schwierigkeiten machen und die den gestrigen und heutigen Tag in der Werkstatt verbringen mussten, leider ohne Erfolg. Die Autos funktionieren immer noch nicht richtig. Am nächsten Morgen ging es weiter, nochmals über Pässe von ca. 3800 m. Dabei blieb ein weiterer Wagen hängen und musste abgeschleppt werden. Der schlechte chinesische Diesel und die Höhe sind keine gute Kombination. Von nun an ging die Fahrt bergab. In 3 Tagesetappen fuhren wir über Jiayuguan nach Dunhuang. Die Landschaft veränderte sich total, wir sind wieder in der Gobi angekommen. Glücklicher Weise war es bedeckt und daher nicht so unsinnig heiß. Wir standen hier bei den größten Sanddünen Asiens, richtigen Bergen. Wir besuchten auch hier den Nachtmarkt und am nächsten Tag die Mogaogrotten. Diese Höhlen sind bunt bemalt und haben natürlich auch Buddhastatuen von unterschiedlichster Größe. Mir gefiel am besten der riesige, liegende Buddha mit seinen 72 Schülern. Von den vielen Grotten sahen wir nur 8 und waren dennoch den ganzen Vormittag beschäftigt. Gestern fuhren wir dann, nach Turfan, das unter dem Meeresspiegel liegt. Die Oasenstadt am Rande der Taklamakan ist berühmt für ihre Rosinen. Diese werden in ebenerdigen, langgezogenen Lehmhäusern mit Luftschlitzen getrocknet. Das Wasser für den Obstanbau kommt aus den Bergen. Wir sind seit einigen Tagen in der östlichsten Provinz Chinas unterwegs. Hier leben die Uiguren. Erstmalig gab es eine Kontrolle durch das Militär, sehr freundlich und höflich. Morgen starten wir die Durchquerung der Taklamakan. Drückt die Daumen, dass es nicht zu heiß wird! Den nächsten Bericht gibt es dann sicher aus Kirgistan, Usbekistan oder Turkmenistan. In einer guten Woche verlassen wir China.

09/12_Anamur
Turfan. Wir hatten, wie überhaupt mit dem Wetter, großes Glück, denn die Temperaturen von Turfan bis Kaschgar waren mit maximal 38 Grad durchaus erträglich. Wir durchquerten die Taklamakan in 2 Tagen und hatten am Stellplatz in der Mitte der Wüste sogar ein wenig Schatten von einem abbruchreifen Gemäuer. Am Anfang gab es noch hin und wieder einen verdorrten Baum oder Strauch. Die Dünen wurden immer höher, bis sie richtige Berge waren. Sand soweit das Auge reicht. Die Straße in gutem Zustand mit wenig Verkehr. Links und rechts der Fahrbahn ist ein Tamariskengürtel als Windschutz gepflanzt, der natürlich bewässert werden muss. Alle 4 km gibt es ein Wärterhäuschen, in dem ein Ehepaar lebt, das für einen Straßenabschnitt zuständig ist. So wird die Bewässerung ständig überprüft und die Fahrbahn mit Besen vom Sand befreit. Wie die das dann bei einem Sandsturm machen, weiß ich nicht. Wir fuhren dann die Wüste am Südrand entlang bis Kaschgar. Südlich von uns befindet sich der Himalya. Es war aber so diesig, dass wir die Berge nur schemenhaft wahrnehmen konnten. Natürlich mussten wir auf der Strecke mehrmals übernachten. Eine Nacht verläuft sehr unruhig, weil wir um Mitternacht Besuch von der Polizei erhielten. Irgendwie verhinderte die Reiseleitung aber , dass wir fahren müssen. Je weniger Berührungspunkte man mit der chinesischen Staatsmacht hat, desto besser ist es. In Kaschgar machten wir dann wieder Station und besichtigten die Stadt und den berühmten Viehmarkt. Hier kann man Schafe, Ziegen, Kühe, Yaks, Kamele und Pferde kaufen und verkaufen. Es herrschte ein ziemlicher Lärm. Die Tiere wurden nicht gerade sanft behandelt. Ohne Rampe wird die Kuh vom Anhänger gestoßen, wenn sie nicht freiwillig springt, hilft man halt mit einem Tritt oder Stockschlag nach. Der Pflegezustand der Tiere war extrem unterschiedlich. Ich nehme an auch hier gilt: wie der Herr, so's Gscher! In dieser westlichsten Provinz Chinas, ebenfalls einer autonomen, leben hauptsächlich Uiguren. Ihre Sprache ist dem Türkischen ähnlich und die Schrift, der arabischen. Es ist wohltuend wieder etwas lesen zu können und zumindest die Zahlen zu verstehen. Ende August verließen wir China und reisten über den Tourugat Pass nach Kirgistan ein. Die Ausreise aus China war mühsam. Im Zollgebäude durfte man nicht sprechen, musste stundenlang in einer Schlange stehen, da sich die Beamten ansonsten gestört fühlen. Wir schafften es aber dann irgendwann Sitzgelegenheiten zu bekommen und konnten uns zumindest leise unterhalten. Alles muss man sich von denen auch nicht gefallen lassen. Das Niemandsland ist ca. 80 km und die kirgisische Grenze sieht total ärmlich aus. Die Landschaft ist phantastisch, die Straße allerdings wurde mit jedem Kilometer schlechter. Wir übernachteten direkt nach dem kirgisischen Zollhof an einem See in über 3000m Höhe, umgeben von schneebedeckten Gipfeln. Wenn man Berge liebt ist Kirgistan ein Traumland. Die ersten Tage fuhren wir ausschließlich durchs Gebirge, übernachteten einmal bei einer Karavanserei und sonst immer in freier Natur. Das Wetter wechselt hier ziemlich schnell und wenn Wolken aufziehen wird es durch die Höhe auch schnell kalt. Wir fuhren an den Issikul See und standen dort bei herrlichem Sonnenschein drei Tage. Davon hatten wir alle geträumt. 3 Tage ohne schlechte Straßen, ohne Besichtigungen nur zum Faulenzen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Walter fühlte sich schon seit Turfan nicht ganz fit und bekam am Issikul See hohes Fieber und heftigen Husten. Anstatt baden zu gehen, lag er im Bett und ich kochte Tee und Suppe und machte mir Sorgen. Als wir den See in Richtung Bischkek verließen, fuhr ich und Walter lag die meiste Zeit im Bett. Er hatte zwar nur mehr erhöhte Temperatur, aber er war sehr müde. In Bischkek stieg das Fieber wieder an, sodass eine Ärztin kam. Sie nahm ihn mit ins Krankenhaus und er wurde genauer untersucht und eine schwere Bronchitis diagnostiziert. Er bekam Antibiotika. Bezahlt wurde alles schwarz. Da wir uns im Universitätsklinikum befanden, war an Gerätschaften soweit alles vorhanden. Walter sollte sich möglichst schonen. Ich fuhr also die nächsten Tage. Die Gruppe kümmerte sich total um uns. In den Städten fuhr mir immer jemand voraus und Harry, der Psychiater, machte Hausbesuche bei Walter. Nach Bischkek waren auch die Straßen in einem besseren Zustand, sodass das Fahren nicht ganz so anstrengend war. Die Distanzen waren allerdings länger. Weiter ging es über diverse Pässe, vorbei am Toktogul See nach Osch. Hier hatten wir sogar den Luxus eines Schwimmbades und auch das passende Wetter. Die Antibiotika schienen zu wirken. Einkaufen machte in Kirgistan auch Spaß, denn es gab wieder Käse, Butter, Milch, ein vernünftiges Bier und Wodka.

Hermes 123
30.09.2014, 18:17
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Die Grenze nach Usbekistan ist nicht weit von Osch entfernt. Es war dort auch nicht, viel los, aber was heißt das schon. Auch bei der Ausreise aus Kirgistan herrschte Sprechverbot. Natürlich werden, wie in all diesen Staaten Beifahrer und Fahrer getrennt. Da Walter mit dem Auto nach Kirgistan eingereist war, musste er auch wieder ausreisen. Wir Frauen verkürzten uns die Zeit mit Ketten häkeln. Der Vormittag verging mit der Ausreise, denn plötzlich verlangten die Kirgisen von allen eine landeseigene Haftpflicht Versicherung. Die Grüne Karte galt nicht und das fiel denen bei der Ausreise ein. Aber das war alles nichts gegen die Usbeken! Die wollten uns nicht einreisen lassen ohne kräftig abzukassieren. Wir sollten 400 Dollar bezahlen und wussten nicht einmal wofür. Wir regten uns nicht groß auf und saßen das ganze aus. Es war von Vorteil, dass wir wussten, dass die Grenze um 18 Uhr gesperrt wird und bis dahin alle Fahrzeuge den Grenzbereich verlassen müssen. Die Beamten machten an diesem Tag allerdings Überstunden, denn sie mußten sich aus dieser korrupten Nummer ohne Gesichtsverlust wieder heraus manövrieren und das war schwierig. Christine kam zurück an die Grenze, aber da war schon alles vorbei. In der Dunkelheit fuhren wir zum Stellplatz. Wir hatten gerade eingeparkt als die Polizei kam und uns alle im Konvoi zu einem anderen Platz führte. Teilweise standen die Leute schon seit Stunden dort. Eine schöne Begrüßung. Dennoch habe ich die Bevölkerung als freundlich und zuvorkommend kennen gelernt. Am nächsten Tag fuhren wir durch eine landwirtschaftlich stark genutzte Landschaft nach Taschkent, der grünsten Stadt die ich kenne. Taschkent wurde um 1960 durch ein Erdbeben völlig zerstört. Es ist daher eine moderne, großzügig angelegte Stadt. Weiter ging die Reise nach Samarkand. Die Straßen waren schlecht und ich bin froh, dass wir uns beim Fahren wieder abwechseln können. Schwierig war auch das Tanken, denn viele Tankstellen hatten keinen Diesel und manchmal ließ die Qualität zu wünschen. Wir hatten immer eine leere Wasserflasche für eine Dieselprobe, damit wir uns keine Gülle einfüllen. Samarkand ist wunderschön. Wir standen sehr zentral an einem Hotel und konnten die Stadt zu Fuß erobern, was ich sehr schätze. Der Registanplatz haute uns wirklich um. Otabek, unser usbekischer Führer organisierte täglich großartige Essen und war auch sonst ein Hit, weil er viel wusste und alle mitriss. Am Nachmittag erlebten wir ein Märchen aus 1001 Nacht bei Valentina Romanenko, einer bekannten Modedesignerin. Natürlich waren wir alle auch kaufwillig. Am nächsten Morgen brachen wir nach Buchara auf. Wir fuhren den ganzen Tag durch eine karge, einer Wüste ähnliche Landschaft. Auch Buchara kann man sich zu Fuß erobern. Wir machten uns selbständig und besichtigten außer den Sehenswürdigkeiten, auch eine Baustelle. Ein altes Haus wurde renoviert und Walter bekam eine Führung vom Architekten und vom Restaurator. Die letzte Stadt in Usbekistan, die wir anschauten war Chiva. Die Altstadt ist umgeben von einer Stadtmauer und ein einziges Museum. Wunderschöne Paläste, Moschen und alte Lehmhäuser begeisterten uns. Walter hatte immer wieder erhöhte Temperatur und bekam am letzten Tag in Chiva wieder Fieber. Der über Stunden sich hinziehende Grenzübertritt nach Turkmenistan am nächsten Tag, machte ihn völlig fertig. Wir suchten daher noch am Abend in Dashoguz eine Ärztin auf. Harry bestand auf einer genauen Untersuchung am nächsten Tag im örtlichen Krankenhaus. Wir hatten wirklich Glück, denn das Provinzspital war ganz neu und modern und unser turkmenischer Führer kannte dort jeden. Innerhalb eines Vormittags wurde Walter ganz durch untersucht und eine massive Harnwegsentzündung festgestellt. Walter bekam mehrere Medikamente u. a. wieder Antibiotika. Er sollte sich schonen. Ich fuhr wieder verstärkt. In Turkmenistan wurden wir von 2 Begleitfahrzeugen, eines fährt vorne weg und eines kommt zum Schluss, eskortiert. Hielten wir zu lange Rast, wurden wir gebeten weiter zu fahren. Die nächsten Tage fuhren wir durch die Wüste nach Ashgabad. Wir besichtigten auf dieser Strecke nur Kunja Urgentsch und übernachteten in Darwasa beim Feuerkrater. Wir dachten, wir hätten an schlechten Straßen alles erlebt, aber da waren wir noch nicht in Turkmenistan unterwegs. Hier bestehen die Straßen nur mehr aus Loch und es rüttelt einem das Hirn aus dem Kopf. Auf dem Weg zum Feuerkrater blieben mehrere Autos im Sand stecken und Hermes und Walter mussten ran. Obwohl es schon finster wurde, fuhren wir doch weiter. Nur 4 Fahrzeuge konnten die Strecke bewältigen. Für den Unimog war es keine Herausforderung. Alle anderen kamen mit einem Allrad Bus. Der Krater ist riesig und brennt an vielen Stellen mit unterschiedlich großen Feuern. Das war eine irre Szenerie. Es war ziemlich warm. Wir hatten ein köstliches Piknik am Rande des Kraters. Am nächsten Tag erreichten wir Ashgabad, eine völlig künstlich angelegte Stadt mitten in der Wüste mit schrecklich hässlichen Bauwerken, die alle aber sehr viel Geld gekostet haben. Der Bevölkerung geht es schlecht. Die Menschen scheinen resigniert zu haben. Ich habe noch niemals soviel Polizeipräsenz erlebt und fühlte mich hier gar nicht wohl. Wir hatten auch einen unliebsamen Zusammenstoß mit der Security des Hotels. Das einzig gute in Ashgabad war das Seabridgeessen! Am 24. 9. reisten wir in den Iran ein. Die Landschaft im Grenzgebiet ist gebirgig. Wir schafften den Grenzübertritt in Rekordzeit, weil die Iraner die Einreise wesentlich erleichtert haben. Es dauerte allerdings trotzdem 6 Stunden.

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Wir waren also in den Iran eingereist und wir Frauen waren nicht wieder erkennbar, in unserer unfreiwilligen Verkleidung. Das nächste Etappenziel war Mashad. Wir brauchten für die 220 km den ganzen Tag, weil Christophs Auto streikte und wir ihn immer wieder Starthilfe geben mussten, insgesamt sicher zehnmal an den unmöglichsten Stellen. Die gute Nachricht zum Tag: die Straßen im Iran sind ausgezeichnet. In Mashad besichtigten wir den Haram. Da dieser von vielen Pilgern besucht wird, ist viel los. Alle Frauen müssen wie Vogelscheuchen herumlaufen, sprich den Tschaddor anlegen. Mashad ist überhaupt eine sehr konservative Stadt. Da der Iran zu zwei Dritteln aus Wüste besteht bekommen wir auf der Fahrt nach Tabas und weiter nach Chak Chak eine Kostprobe davon. Es ist hier eine Steinwüste und die Landschaft in ihrer Kargheit ausgesprochen reizvoll. Es gibt immer wieder kleinere und größere Oasen, wo alles wächst. Wir fuhren auch immer wieder an Karavansereien vorbei, von denen wir einige besichtigten. Wir fuhren teilweise durchs Gebirge und die bizarren Felsformationen waren besonders im Abendlicht einzigartig. Am Ende eines engen Tales unmittelbar unter einem zoroastrischen Feuertempel, den wir am nächsten Morgen erklimmen, übernachteten wir. In Yazd strichen wir das Besichtigungsprogramm, weil wir vor zwei Jahren schon hier waren und erledigten in aller Ruhe schon lange anstehende Arbeiten, d.h. ich putze und Walter wirft sich unters Auto. Gegen Abend machen wir einen Stadtbummel und bewundern die Lehmbauten und vor allem die Windtürmen. Nun einige Worte zum Tanken im Iran. An der Tankstelle ist nicht ausgewiesen, welche Zapfsäule für Diesel und welche für Benzin ist, denn man sieht das eh am Boden. Man braucht eine Karte zum Tanken, die Touristen, aber nicht haben. Manchmal, hat der Tankwart eine, meist muss man LKW Fahrer bitten, dass sie ihre Karte verleihen. Da diese aber ein Kontingent haben, kriegt man nicht immer die gewünschten Liter. Man braucht mehrere LKW Fahrer, um den Tank zu füllen. Fürs Tanken braucht man also viel Zeit, denn unter einer halben Stunde tut sich gar nichts, zumal es wenige Tankstellen gibt und dort meist eine Schlange von LKWs steht. Nun kommt das Positive an der Angelegenheit. Die Leute sind so freundlich, dass man als Gast immer als erster dran kommt und der Liter Diesel kostet 10 Cent!!! Da nimmt man den Rest gerne in Kauf. Weiter ging die Reise nach Kerman, wo wir einen wunderschönen Wasserspeicher und ein Hamam besichtigten und die Wirtschaft im Bazar belebten. Walter kaufte Weihrauch und ich Perlen. Nach Kerman fuhr ein Teil der Gruppe an den Persischen Golf. Wir wählten mit vier anderen Fahrzeugen die Nordroute, die über Mahan und Shahdad nach Shiraz führte, wo alle wieder zusammentrafen. Mahan ist ein Bergdorf, wo die Menschen auch heute noch in Höhlen leben und Shahdad liegt am Rande der Wüste Lut. Wir durchfuhren Landschaften vom Feinsten, überquerten Pässe und übernachteten direkt bei den Kaluten, das sind Felstürme, in der Lut. Wir kamen dort gegen Abend an. Es war sehr heiß, noch immer über 40 Grad. Obwohl wir müde waren und unter der Hitze litten, entschließen wir uns gemeinsam zu grillen. Nach und nach wurde die Temperatur erträglicher. Ein fast Vollmond tauchte die Landschaft in sein Licht. Herz, was willst du noch mehr! Um der Tageshitze zu entkommen, das ist einer der heißesten Plätze der Welt, brachen wir schon sehr früh auf. Am Abend waren wir in Shiraz. Auch hier streiften wir alleine durch die Stadt, gingen auf den Bazar und ins Teehaus. Die Menschen sind freundlich. Immer wieder hören wir: Welcome to Iran! Unsere Persischkenntnisse kommen sehr gut an. Persepolis kann man sich ruhig zweimal ansehen. Diesmal hatten wir mehr Muse für die Details. Es ist einfach eine beeindruckende Stätte. Meine Lieblingsstadt im Iran ist aber Isfahan, eine besonders lebhafte Stadt, mit einem der schönsten Plätze der Welt, mit einem echt orientalischen Bazar, mit seinen Palästen, Moscheen, Gärten und Brücken- ein Märchen aus 1001 Nacht. Wir genießen die zwei Tage hier sehr. Die Gruppe fuhr nun weiter nach Teheran und ans Kaspische Meer, während wir uns für 5 Tage verabschiedeten und über Kurdistan nach Tabriz fuhren. Wir wollten unbedingt nach Bisotun. Wie erwartet war es ganz einfach im Iran alleine unterwegs zu sein. Wenn man fragt, darf man auf Privatgrundstück stehen, was den Vorteil hat, dass einen die Polizei nachts nicht aufweckt und nach den Papieren fragt oder einen an einen sichereren Ort verweist. Meistens bekamen wir dann von den Gastgebern auch noch etwas geschenkt. Die Liebenswürdigkeit der Perser ist nicht zu überbieten. Auch diese Strecke war landschaftlich sehr schön. Wir hatten die Wüstengebiete verlassen und fuhren durch Obstgärten und Felder. Die Landschaft blieb aber gebirgig. Unterwegs schauten wir uns einiges an, nichts Spektakuläres, aber dennoch schön: Felsengräber und einen Palast aus der Sassanidenzeit, ja und natürlich Bisotun. Die Enttäuschung war riesig als wir feststellten, dass das Relief und die dreisprachige Inschrift in 60 m Höhe völlig eingerüstet war und man gar nichts sehen konnte. Das war so nicht hinnehmbar, also machten wir zuerst einen Versuch die Absperrung zu überwinden, scheiterten dann aber an einer mit Kette und Vorhängeschloss gesicherten Türe. Also mussten wir es anders versuchen. Wir sprachen jeden an der offiziell ausschaute und stießen so auf einen Soldaten von der Security, der uns nicht nur für die Übernachtung auf das Gelände holte, sondern auch am nächsten Morgen zu den wichtigen Männern brachte. Hier ließen wir Belehrungen über die Gefahren am Gerüst- stimmte, weil es war wackelig und hatte Löcher- über uns ergehen. Schließlich wurden wir aber doch in Begleitung hinauf gelassen. Wir sahen das alles dann ganz nah auf drei Ebenen. Ich glaube geschafft haben wir es nur, weil wir es unbedingt sehen wollten und weil wir ein wenig wissen wie die Perser ticken. Auf jeden Fall war es großartig und wunderschön. In Tabriz trafen wir dann wieder auf die Gruppe. Auch hier machten wir eine Stadtbesichtigung und besuchten auch die Blaue Moschee. Dann ging's weiter zur armenischen Grenze, wieder durch eine herrliche Landschaft. Der Grenzübertritt war problemlos und dauerte nur einige Stunden. Wir Frauen waren froh uns wieder normal kleiden zu dürfen. Wir übernachteten direkt nach der Grenze an einem alten Bahnhof. Seit dem Zerfall der Sowjetunion verfällt die Bahnstrecke da Aserbeidschan und Armenien keinerlei Beziehungen haben. Die Grenzen sind dicht. Einen letzten Bericht über Armenien und Georgien werde ich demnächst noch verfassen.

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In Armenien, das sehr gebirgig ist, ging es zuerst einmal wieder über Pässe. Hier waren wir endgültig im Herbst angekommen. Die goldgelb, rot und in unterschiedlichen Brauntönen gefärbten Blätter machten die Landschaft besonders schön. Die Autos zeigten Wirkung auf die Tausenden von Kilometern und einige mußten geschleppt werden, da gab es wieder viel Arbeit für Walter und den Unimog. Die Straßen waren auch wieder schlecht, aber hier gab es wenigstens auch gute Teilstücke. Ein Wettersturz brachte uns dem Schnee sehr nahe. Allerdings klarte es bald wieder auf, sodaß nur der Besuch des Tatev Klosters ausfiel - zuviel Regen und Sturm. Auf der Fahrt nach Erevan verkosteten und kauften wir armenischen Wein und besichtigten wir das Kloster Khor Virap, nahe der türkischen Grenze und sahen den Ararat von der anderen Seite. Er ist wirklich ein imposanter Berg. Armenien ist ein armes Land. Wir sahen auf unserer Fahrt viele Industrieruinen aus der Sowjetzeit. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, liegt bei 30 Prozent. Die Behausungen sind teilweise in einem erbärmlichen Zustand und ich frage mich wie man hier den kalten Winter überlebt. Erevan liegt auf mehreren Hügeln, hat aber nicht riesig viel zu bieten. Wir fuhren an einem herrlich schönen, warmen Herbsttag mit dem Bus zum Sonnentempel von Garni und zum Felsenkloster Geghard. Der Sonnentempel liegt an einem Steilabbruch von Basaltfelsen, wie das ganze Dorf Garni. Das Kloster ist am Ende des Tales und wirklich sehr schön. Mehrere Kirchenteile sind in die Felsen hinein gebaut und teilweise mit schönen Reliefs versehen. Von Erevan ging es weiter zum Sevan See. Am Nachmittag besichtigten wir das nahe gelegene Kloster, aber ein kalter Wind vertrieb uns bald. Am Morgen lag Schnee vor unserem Auto. Der Rasttag wurde gestrichen und wir fuhren weiter. Es war anfangs sehr nebelig, aber bald kam wieder die Sonne ein wenig hervor. In Haghpat gruppierten wir uns rund ums Kriegerdenkmal, weil dort der einzige ebene Platz war. Am nächsten Tag wanderten wir zum Kloster hinauf, bevor wir uns in Richtung Grenze auf den Weg machten. Der Grenzübertritt nach Georgien war in einer Stunde erledigt. Wir brauchten für das Land nicht einmal ein Visum. Georgien ist lange nicht so gebirgig wie Armenien. Einen Teil der Georgier geht es offensichtlich wirtschaftlich recht gut, den Menschen in unserem Alter und älter allerdings sehr schlecht. Man sieht viele alte Leute betteln. Tiflis ist eine moderne Stadt. Erstmalig sahen wir gute zeitgenössische Architektur. Walter war begeistert. Die Georgier selbst mögen die modernen Bauwerke nicht, weil damit viel Geld verschwendet wurde, dass sie lieber anderweitig eingesetzt gesehen hätten. Von Tiflis aus besichtigten wir die alte Hauptstadt Mtskheta mit ihren wunderschönen Klöstern und Kirchen. Auf der Rückfahrt schauten wir uns Tiflis an. Wir machten einen Spaziergang durch die Altstadt und sahen dabei, dass es noch viel zu renovieren gibt. Die Fahrt nach Batumi machten wir in zwei Etappen. Wir fuhren durch Gebiete, wo ein Straßendorf ins nächste übergeht. Angenehm, aber ungewohnt (nach China und Persien) war, dass man sowohl in Armenien, als auch in Georgien überall stehen bleiben kann, ohne dass jemand Notiz von einem nimmt. Wir trafen uns mit Petra und Frank am Schwarzen Meer und genossen Sonne und Wärme. In Batumi standen wir mit den Wohnmobilen im Botanischen Garten, der riesig und wunderschön ist und den wir auch durchwanderten. Es gibt unterschiedliche Sektionen. Fast von überall hat man den Blick aufs Meer. Batumi selbst ist eine moderne Stadt mit einem kilometerlangen Pier. Der Abschiedsabend in Batumi war wirklich gelungen. Einige wenige reisten gleich am nächsten Tag ab. Die meisten der Truppe verabschiedeten sich nach der Grenze in der Türkei und einige haben wir dann hier noch kurz getroffen. Wir sind das Schwarze Meer entlang gefahren, haben das Pontische Gebirge bei Giresun durchquert und am Kaya Camping Station gemacht. Von dort sind wir auf kürzesten Weg nach Anamur gefahren. Hier hat dann der Urlaub am Paradies Camping begonnen, den wir morgen beenden werden, um die letzten ca. 2700 Kilometer unter die Räder zu nehmen, ein Klacks nach den über 35.000 km, die wir gefahren sind. Wir würden es hier zwar noch eine Weile aushalten, aber andererseits freuen wir uns auch schon auf euch alle und unser schönes Zuhause.

So, das war's. Wem es interessiert: Am 20.11. gibt es dazu eine Multimediashow - wir haben sie ja bereits am Institut der Österr. Orientgesellschaft gezeigt, in der Schlosserinnung.

Hermes 123
21.10.2014, 10:46
Hallo!
War wohl doch nicht so von Interesse? Oder vielleicht zuviel? - Alles ist möglich. Trotzdem schöne Grüße an alle Reisenden und bleibt gesund.

STO
21.10.2014, 13:12
doch, passt schon. bilder kann man sich ja ergoogeln, und dass seabridge als veranstalter trotz rudelcamping teuer ist, wissen wir :)

berghamer
21.10.2014, 16:18
Hallo Hermes

Der Bericht war sehr interessant. Eine Frage hätte ich dazu. Ginge so eine Reise auch ohne Allradantrieb, also mit einem normal ausgebauten Kastenwagen ?

Hermes 123
22.10.2014, 10:19
Hallo berghamer!
Also, der fehlende Allradantrieb ist nicht wirklich das Problem. Du kannst halt in z.B.: Turkmenistan nicht mit dem eigenem Fahrzeug zum eingebrochenen Gasbohrloch fahren (Tiefsandterrain, ~50km)- aber die 'Fahrt mit einheimischen Fahrzeug ist organisiert. Die allermeisten Probleme machte sowieso die Elektronik. Also wenn du ein Fahrzeug noch ohne Russpartikelfilter, etc. hast, so hast du wahrscheinlich auch weniger Troubles. Ein Thema ist noch der hintere Überhang. Aber wenn dein Ausbau innerhalb des Busgehäuses geblieben ist, hast du dieses Problem auch nicht. Falls dich diese Reise interessiert und du noch weitere Fragen hast - Stell' sie!. Ich werde sie gerne nach Kräften beantworten.
Liebe Grüße